Referent: Falko Fritz
Gewalt ist seit jeher ein Bestandteil der menschlichen Gesellschaft. Aus allen Jahrhunderten sind Gräueltaten und gewaltsame Handlungen überliefert. Dabei verschwimmt jedoch häufig die Grenze zwischen Fiktion und Tatsachenbeschreibung. Dieser Vortrag widmet sich diesem Thema am Beispiel des Fechtens im Spätmittelalter. Basierend auf Studien über die Häufigkeit von Gewalttaten im Mittelalter soll eine Modellrechnung zeigen, wie viel Gewalt in welcher Ausprägung als plausibel gelten darf und wann unsere Vorstellung vom Leben eines gewöhnlichen Fechtschülers oder -meisters zweifellos in den Bereich der Fiktion abgleitet. Abschließend wird anhand von Texten und Abbildungen in den Fechtbüchern geprüft, inwiefern sich in den Quellen Übereinstimmungen mit den Ergebnissen aufzeigen lassen.
Der Vortrag soll helfen zu ergründen, unter welchen Prämissen das Fechten im Spätmittelalter gelehrt wurde und welche Rückschlüsse dies auf unsere Interpretationen zulässt. Mit der Modellrechnung kommt dabei eine Methodik zur Anwendung, die sich auch bei anderen Fragestellungen in der HEMA-Forschung als nützlich erweisen kann.