Woche Zwei – Dienstag 22.Mai bis Dienstag 29.Mai – Wieselburg, St.Pölten, Wien, Graz, Klagenfurt
Zwei Wochen on the road. Bei einer kurzen Besichtigung des Firmengeländes meines Cousins verabreicht er dem Mutterschiff eine Gratistankung. Falls ihr mal was Großes transportieren möchtet und meinen Cousin kennen lernen wollt, schaut auf http://wattaul.com.
Frisch betankt geht‘s weiter ab nach St.Pölten. Wir treffen Leona, ein ehemaliges Vereinsmitglied aus Salzburg und gute Freudin und Powerfrau: Pilates, Yoga, Gewichtheben, Krav Maga, Fechten. Alles was Bewegung ist, begeistert. Schön, auf gleichgesinnte Menschen zu treffen. Wir verbringen einen sonnigen Tag am See, beobachten ein sich im Wasser vergewaltigendes Entenpaar und bestaunen die Tatsache, dass er dabei mit seinem Schnabel ihren Kopf geschickt unter Wasser drückt. Kurz überlege ich, ob ich diesen Akt mit einem Steinwurf unterbrechen soll, entschließe mich aber dagegen. Womöglich handelt es sich ja gar nicht um eine Vergewaltigung, sondern um einen Irrtum meinerseits und ihre Art sich zu vergnügen. Tatsächlich platzieren sich beide gut gelaunt – so scheint es mir – neben uns an den Strand, nachdem sie ihr Gefieder ordentlich geputzt haben. Erwähnt soll noch sein, dass das Weibchen scheinbar mehr Aufwand in die Reinigung steckte.
Von St. Pölten geht’s weiter nach Wien. Die Navigation übernimmt wie immer meine freundliche Frau Susi. Wir nisten uns auf dem Campingplatz Neue Donau (Link) ein. Der passt irgendwie zum Mutterschiff, alt und etwas verkommen aber äußerst charmant. Erinnerungen an Berlin (Link). Womöglich stammen sie beide aus derselben Zeit, 1985. Am Nachmittag treffen wir Freunde aus meiner Jugend und meine Schwester, Menschen die ich nun seit über 20 Jahren kenne. Wir picknicken, erzählen uns Geschichten aus unserer Jugend, von Festivalbesuchen und verrückten Saufaktionen, der ersten Liebe und Geschwisterstreit. Schüler die eine teuflische Freude haben sich während der Mathestunde gemeinsam mit ihrem Stuhl nach hinten kippen zu lassen und laut am Boden aufzuschlagen. Verärgerte Kinder, die nach einem Geschwisterstreit die Kassetten ihres Bruders mit Butter und Käse bestreichen, um sie zu verspeisen. Über Musikgeschmack lässt sich nun mal streiten. Das Bier fließt.
Am nächsten Morgen Besuch bei zwei Freundinnen meiner Mutter. Ich parke das Mutterschiff und als ich aussteige nimmt es sanft und liebevoll Kontakt zum Hausdach auf. Knapp denke ich mir, da wird sich Linnie freuen wenn er das sieht. „Kärntner Hillbilly“ wird es ihm mit einem Lächeln durch den Kopf schießen. Wir tauchen tief ein in meine Vergangenheit, die beiden Damen belgeiten meine Mutter seit ihrer Schulzeit und pflegen sich regelmäßig, mindestens einmal pro Jahr, zu sehen: Eine von ihnen war bei meiner Geburt anwesend, hat mich als vollkommen hilfloses Ding gehalten. Sie schenken uns eine CD von Reinhard Mey. Das Apfelbäumchen. Wir gehen spazieren und sprechen darüber wie sie meinen Eltern beim Aufbau ihres ersten Zuhauses in Kärnten und bei der Umsetzung ihrer Beerenlandidee geholfen haben. Eine Freundschaft die auf Tonnen von Erdbeeren und Himbeeren gebaut ist und aus der eben so viel Marmelade und Saft geflossen ist. By the way: Solltet ihr Mal zwischen Juni und Oktober in Kärnten sein und Lust auf süße Früchte haben, da gibt’s das beste Zeug: Beerengarten
Am Nachmittag geht’s weiter zum Singnachmittag mit Harry Winter ehemaligem Mitglied von Dreynschlag. Er hat mein Trainerdasein in frühen Jahren unterstützt und mir die Möglichkeit gegeben mich am Dreynevent als Trainer vor internationalem Publikum zu versuchen. Motto des Singabends: „Keiner kann aber jeder muss!“ Nachdem die beiden mit Stücken wie Les Miserables – Stars und Les Miserables – Empty Chairs at Empty Tables und Tanz der Vampire – Die unstillbare Gier starten und es mir bei ihren Performances vor lauter Ergriffenheit die Haare aufstellt, merke ich, dass sie sehr wohl können und wir müssen. Ein wenig Zwang ist manchmal nicht verkehrt und wir geben unser Bestes.
Nach dem Gesang tuckern wir weiter nach Graz und übernachten bei einem Systema-Kampfkunstfreund von uns. Spätnachts ankommen, übernachten und dann Jamsession mit Gitarre und Akustischem Bass inklusive Frühstück im Garten und Hundeakrobatik. Danach ab zum Frauenarzt, Standard-untersuchung. Alles super in Ordnung. Mittlerweile hat unser Zwergi nach Messungen des Arztes 2125 Gramm. Blick auf das Röntgenbild zeigt Daumen bzw. Hand im Mund, dann muss alles in Ordnung sein, denk ich mir.
Am Nachmittag Picknick und Frisbee im Stadtpark Graz. Das Wohnmobil steht am Platz der Versöhnung direkt vor der Bundespolizeidirektion. Alte Freunde, Familie, und ein Mitglied der Soldknechte. Was für eine Zeit das war, als wir noch als Schaukampftruppe von Mittelaltermarkt zu Mittelaltermarkt getingelt sind. Schön, dass jetzt auch wenn wir nicht mehr dieses Hobby ausleben, unsere Freundschaft hält und wir über aktuelle Themen wie Ausbildung, Beruf, Gesundheit und Familie reden können. Auch mit am Start und beim Frisbee werfen, zwei Freunde aus der Festival Zeit. Wir reden über Festival Golf und die Kunst sich gegenseitig ins Gesicht zu schlagen. Heute haben sie eine Firma die Leuten hilft günstigen Strom zu beziehen. Also: Wenn ihr drüber nachgedacht habt euren Stromanbieter zu wechseln, wendet euch an Energo.
Das Wochenende steht im Zeichen der Österreichischen Meisterschaft. Wir übernachten im „alten“ INDES HQ Haaräcker Straße. Dort warten bereits bekannte Gesichter von INDES Salzburg und INDES Linz auf uns. Wir haben eine Bombenzeit mit ihnen und anderen Mitgliedern der Fechter Community und das Mutterschiff bekommt einen ihm bereits bekannten Übernachtungsgast. Der Schiffsjunge, der uns beim Swordtrip 2016 von Stopp 8 bis Stopp 13 begleitet hat und mit dem wir einen genialen Tag am Meer hatten quartiert sich im unteren Bett ein.
Ich selber stelle mich bei den ÖM als Kampfleiter zur Verfügung. Gemeinsam mit zwei Kampfleiterinnen aus Salzburg unterstützen wir INDES Graz und weisen auf unser Hallenprojekt in Salzburg hin. Ich nehme meine Aufgabe sehr ernst und versuche ein freundschaftliches Klima an meinem Kampfplatz herzustellen, klare und ehrliche Kommunikation zwischen mir den Fechtern und meinen Assistenten zu fördern, jedes Sicherheitsrisiko soweit als möglich abzusichern, sowie keinen Treffer der Fechter zu übersehen. Mit meiner Leistung bin ich sehr zufrieden und auch das Feedback der Fechter deckt sich mit meiner Wahrnehmung. Nur am Rande bekomme ich das Turnier und seine Sieger, sowie die Bombenstimmung und die Moderation mit. Es ist schön Zeit in der HEMA Community zu verbringen. Sonntag Abends tuckern wir weiter nach Kärnten. Stopp in meinem Mutterhaus.
Montag, 28.05. Die zweite Woche neigt sich dem Ende zu. Wir grillen und ich treffe Marcel Dorfer meinen frühesten Schwertkampfkontakt und jetzigen Leiter von INDES Klagenfurt. Mit ihm entschlossen wir uns 2002 dem Schwertkampf zu widmen. Er leitete die ersten Trainings und wir gaben gemeinsam Schaukampfauftritte. Ich lernte damals sehr viel von ihm, besonders seine Entschlossenheit Dinge anzupacken und nicht lange zu hadern hat mich bis zum heutigen Tag begleitet. Auch sein Bruder Manuel Dorfer, der uns Anfangs im Schwertkampf begleitete, sich aber später entschloss seine Energie in sein Projekt Tennishelden zu konzentrieren, kommt Abends zu Besuch. Wir haben spannende Gespräche über unsere Ziele als Trainer und ich bin immer wieder erstaunt, wie ähnlich unsere Motivationen, Hürden, Herangehensweisen sind. Ich nehme mir viel aus dem Gespräch mit. Eine kurz vor ihrem Ziel abgestürzte Torte von meinem Herzensfreund Fridl und sein etwas über ein Jahr alter und bestens gelaunter Sohn Milan bringt uns alle zum Lachen. Der Tag endet spät Nachts im Gespräch mit meinen Geschwistern. Ich schlafe ein mit einem Gefühl der Dankbarkeit für unsere reflektierte und kritische Art zu denken gepaart mit einer guten Portion Handelsbereitschaft.
